Dysgnathie

Unter Dysgnathien versteht man in der Medizin verschiedene Arten von angeborenen oder erworbenen Fehlstellungen der Zähne, der Kiefer und/ oder des Kausystems. Die Anomalien können die Zahnstellung, die Verzahnung, die Kieferform, die Lage der Kiefer zueinander oder den Einbau der Kiefer in den Gesichtsschädel betreffen und als Folge davon ästhetische wie funktionelle Beeinträchtigungen verursachen. Unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden kann durch diese Veränderungen deutlich beeinträchtigt werden, dies gilt insbesondere für das komplexe Zusammenspiel aller Bereiche im Kopf- Halsbereich. Sowohl physiologische Funktionen, wie Kauen, Beißen, Schlucken und Sprechen werden beeinträchtigt, als auch Schmerzsymptomatiken wie Kiefergelenksbeschwerden und Kopfschmerzen können durch diese Zahn- und Kieferfehlstellungen verursacht werden. Fehlstellungen des Oberkiefers verursachen oft eine Einengung der Atemwege, was Schlafstörungen und starkes Schnarchen zur Folge haben. Zudem spielt eine intakte Kieferrelation eine wichtige Rolle im Hinblick auf die Gesichtsästhetik. Die Fehllage der Zähne und Kiefer können in allen drei Raumdimensionen des Kiefer-, Gesichtsbereiches vorhanden sein. Die Fehler können auch kombiniert als komplexe Fehllage bei verschiedenen Fehlbildungssyndromen vorliegen.

Eine erfolgreiche Behandlung strebt die Regelverzahnung der Zähne an. Ob dieses Ziel rein kieferorthopädisch oder mit kieferchirurgischer Unterstützung erreicht werden kann, hängt von der Ausprägung der Dysgnathie ab. Jeder Zahn lässt sich nur begrenzt im Kiefer bewegen und kippen. Über die Regelverzahnung hinaus spielt die Stellung der Kiefer in allen drei Dimensionen für die Ästhetik eine entscheidende Rolle. Die Stellung der oberen Front- und Eckzähne ist dabei von entscheidender Bedeutung: Der Faktor der Gesichtsästhetik ist ein entscheidender Planungsparameter der Operationsplanung. Die Beratung in unserer Praxisklinik läuft in der Regel als Zweitberatung nach Erstberatung durch den Kieferorthopäden oder Zahnarzt. Er diagnostiziert die Fehlstellung der Kiefer und Zähne und informiert Sie über die verschiedenen Therapiemöglichkeiten. Gipsmodelle und Röntgenbilder werden zur genauen Beratung benötigt.

Beratung

Bei dem Beratungsgespräch wird die operative Therapie festgelegt, um bestmöglich und individuell mit der vorhandenen Dysgnathie und Ihrer Behandlung umzugehen. Der Kieferorthopäde erstellt mit Hilfe unseres Gutachterbriefes einen Heil- und Kostenplan, der zur Genehmigung bei der Krankenkasse eingereicht wird. Zur Klärung der Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenkasse muss der Heil- und Kostenplan bei der jeweiligen Krankenkasse eingereicht werden. Den Privatpatienten wird empfohlen, sich ebenfalls von ihrer Versicherung eine Kostenzusage vor Beginn der Dysgnathiebehandlung geben zu lassen. Für spezielle Planungsverfahren müssen die Kosten zum Teil selbst getragen werden. In der Regel erfolgt die Therapie in 3 Schritten: prä-operative KFO Vorbehandlung, Operation und postoperative KFO Nachbehandlung.

Operationsplanung

Sind die Zahnbögen vom Kieferorthopäden korrigiert, kann mit der Planung der Operation begonnen werden. Zwei Wochen vor dem OP-Termin wird eine Simulation durchgeführt. Mit Hilfe von Abdrücken, Röntgenbildern und Fotos wird ein Modell der geplanten Dysgnathie-OP erstellt, um die genaue, neue Position Ihrer Kiefer festzulegen. Mittels einer 3D Digitalen Volumentomographie kann präoperativ eine genaue Operationsplanung gemacht werden und die OP Risiken können minimiert werden.

Bei speziellen Fragestellungen kann die gesamte Operation virtuell geplant und umgesetzt werden, um die Veränderungen an den Zähnen, dem Kiefergelenk und dem Kausystem visuell darzustellen. Zudem kann auf Wunsch des Patienten eine 3D Gesichtsscandokumentation prä- und postoperativ erfolgen (keine Krankenkassenleistung).

Patientenoperation

In der Haupt-OP, im Krankenhaus, werden die Fehler der Kiefer in der sagittalen und vertikalen Ebene korrigiert. Der Eingriff wird in Vollnarkose durchgeführt und ist für den Patienten somit völlig schmerz- und stressfrei. Die erforderlichen Schleimhautschnitte liegen im Bereich des Zahnfleisches. Sie werden von daher im Inneren des Mundes angelegt, damit im sichtbaren Bereich keine Narben verbleiben. Die Operationen dauern in der Regel 1-2 Stunden. Die Patienten können am Ender der Operation den Mund öffnen, die Kiefer werden intraoperativ mit speziellen Platten fixiert, so dass die Kiefer postoperativ nicht „verschnürt“ werden. In den ersten 3-4 Wochen nach der Dysgnathie-OP erfolgt eine wöchentliche Kontrolle durch uns oder den Kieferorthopäden. In dieser Zeit wird meist noch eine Aufbißschiene mit losen Gummizügen getragen.

Nachbehandlung

Die postoperative KFO Behandlung dient dann der Feineinstellung der Zähne um abschließend eine perfekte Okklusion (normale Stellung und lückenloses Aufeinandertreffen der Zähne von Ober- und Unterkiefer beim Biss) zu erreichen. Die Entfernung der intraoperativ eingebrachten Titanplatten erfolgt frühestens nach 6 Monaten, man kann sie jedoch bis zu 1,5 Jahren nach der Hauptoperation herauszögern. Um die Behandlung der Dysgnathie vollständig abzuschließen, entfernen wir ambulant in unserer Praxisklinik unter Vollnarkose die restlichen Metallplatten.